Unsere Thematik heute ist die Infrastruktur der Hanse und das ist für die
hansische Geschichtsforschung im Gegensatz zu der lokalhistorischen
Forschung ein verhältnismäßig neues Thema. Es kam erst 2004 auf dem Programm
der Hanseforschung als Detlef Elmers eine thematische Tagung des
hansischen Geschichtsvereins, das nennt sich Hanse Tag aber das ist nur
Reminiszenz, in Bremerhaven veranstaltet, halt über die Frage der Infrastruktur
der Hanse. Die lokale historische Forschung hat selbstverständlich jeden
Kran, jeden Kai, jedes alte Gebäude, jeder Schuppen analysiert, gefeiert,
angebetet und so weiter und so fort, aber als Thema der Hanse Geschichte ist
etwas neu. Wir müssen drei Aspekte heute durchnehmen, also eigentlich zwei und
dann eine Gesamtwürdigung. Wir müssen uns erst einmal nach der sichtbaren, also
der anfassbaren Infrastruktur des hansischen Handels erkundigen und
zweitens müssen wir uns nach einer unsichtbaren Infrastruktur, die den
Handel ermöglichte, erleichterte und die Kosten des Transports und des Handels
selber reduzierte und zu guter Letzt müssen wir uns fragen, ob diese
Infrastrukturmaßnahmen staatlich waren, das Wort problematisiere ich gleich, oder
genossenschaftlich waren. Das ist nicht eine uninteressante Frage, denn wenn man
alle, wir denken an alle an unseren Eigenheimen. Es ist der Traum eines
jeden Deutschen ein Eigenheim zu haben. Wenn die Auffahrt von mir selber
gepflastert wird, dann habe ich den vollständigen Nutzen davon, ich trage
alle Kosten, damit bin ich einverstanden, weil ich den ganzen Nutzen habe.
Entweder zahle ich es oder ich zahle es nicht. Wenn ich aber die Straße, meine
Straße pflastere, trage ich alle Kosten, aber wenn Nachbarn fahren, kostenlos.
Das ist sogar ein Schwarzfahrerproblem. Und drittens, wenn ich eine so schluckelige
kleine Autobahn, meinetwegen von Hamburg nach Würzburg baue, habe ich einen
winzigen Teil des Nutzens, die Allgemeinheit fährt kostenlos. Und je nachdem,
wie die Mischung von Öffentlichem und Privatem Nutzen ist, bei jeder Maßnahme
gibt es entweder eine private, eine genossenschaftliche oder eine allgemeine
staatliche Lösung. Heute ist das das Wort staatlich in Bezug auf die Hanse ist
nicht ganz einfach. Ich greife ein bisschen vor, aber die Struktur der
mittelartlichen Stadt ist so und erst recht in den Hanse steten, dass die
großen Kaufleute, die reichen Leute das sagen haben. Es gibt kleine Ausnahmen, es
gibt kleine Entwicklungen, aber im wesentlichen sind es die Reichen, die im
Stadtrat sitzen. Der erste Grund ist, Stadtratstätigkeit ist unbezahlt.
Wer jeden Tag am Ambo stehen muss, um seine Brötchen zu verdienen, hat keine
Zeit, um in den Stadtrat zu gehen. Und selbst wenn die Zunftverfassung kommt,
bleiben alle wichtigen Ämter in den Händen der Patrizier, der Reichen,
schlicht und ergreifend, weil die müssen irgendwo Krieg führen. Sie sind sechs
Wochen im Feld, sie müssen verhandeln mit dem Kaiser oder was auch immer.
Kostet alles Geld, die Stadt zahlt einem keinen Pfennig. Also die Handwerker
haben zwar Einfluss im Rat, aber sie gehören nicht zu den entscheidenden
Bürgermeister, Kämmerer und so weiter und so fort, nicht zu den entscheidenden
Positionen. Deshalb ist die Frage, ob ein Stadtrat im Hanselgebiet überhaupt mit
unserem heutigen Staat vergleichbar ist. Ist eher mit der IHK vergleichbar. Das
hat Vor- und Nachteile. Deswegen das Wort staatlich in
Anführungsstrichen, damit man versteht, wir reden hier nicht von unbeteiligten
Dritten, denen die Maßnahmen im Grunde genommen egal sind. Sie sind nicht aus
persönlichen Gründen dafür, nicht dagegen. Wenn wir jetzt auf die sichtbare
Infrastruktur einsteigen, müssen wir zunächst einmal eine glatte
Selbstverständlichkeit unterbreiten. Aber es ist wichtig, dass man auch diese
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:19:22 Min
Aufnahmedatum
2009-11-20
Hochgeladen am
2017-07-20 15:44:09
Sprache
de-DE